KRYPTO-ETFS FEIERN ZULASSUNG IN HONGKONG - WANDEL AM ASIATISCHEN KRYPTOMARKT?

In Hongkong wurden kürzlich sechs Bitcoin- und Ether-ETFs zugelassen. Für den asiatischen Kryptomarkt könnte dies den Start zu einer progressiveren Kryptopolitik bedeuten.

• Krypto-Interesse ist trotz restriktiver Politik in China noch immer hoch

• Krypto-ETFs feiern Debüt in Hongkong

• Kommt nun der Wandel zu einer progressiveren Politik?

Restriktiver Kryptomarkt in China

Kryptoenthusiasten haben es in China nicht immer leicht. In der Vergangenheit geriet das Reich der Mitte immer wieder mit verschiedenen Krypto-Verboten in die Schlagzeilen. Im Jahr 2021 wurde in China sogar ein Bitcoin-Mining-Verbot ausgesprochen - und dass, obwohl das Reich der Mitte im Krypto-Mining lange Zeit führend war. Als Gründe wurden dabei zum einen der hohe Stromverbrauch und zum anderen der Schutz der wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Ordnung genannt. Außerdem wurden Krypto-Transaktionen für illegal erklärt. Doch schon zuvor gab es seitens der chinesischen Regierung diverse Anti-Krypto-Maßnahmen.

Das erste Verbot von Digitalwährungen gab es in China bereits im Jahr 2009. 2013 wurde das Krypto-Urgestein Bitcoin schließlich zum illegalen Zahlungsmittel erklärt. Im Jahr 2021 kam es dann zu einem Verbot von Initial Coin Offerings. Bei einem Initial Coin Offering (ICO) handelt es sich um das Äquivalent eines Börsengangs (IPO) in der Kryptowährungsbranche. Ein Unternehmen, das Geld für die Entwicklung eines neuen Coins, einer App oder eines Dienstes aufbringen möchte, kann einen ICO als Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung starten. Nach dem ICO-Verbot mussten deshalb alle noch laufenden ICOs rückgängig gemacht und die Einnahmen an die Investoren zurücküberwiesen werden. Nur wenige Wochen später folgte das Verbot von Krypto-Börsen bzw. das Verbot für Plattformen, Krypto- in Fiatwährungen umzutauschen. Daraufhin verlagerten zahlreiche Bitcoin-Plattformen ihre Aktivitäten ins Ausland, andere sahen sich sogar dazu gezwungen, ihre Tore zu schließen.

Krypto in China dennoch gefragt

Doch trotz der restriktiven Kryptopolitik in China ist die Nachfrage nach ebendiesen weiterhin hoch. Laut BTC-ECHO haben einige Investoren vom chinesischen Festland trotz der geltenden Regelungen Mittel und Wege gefunden, um die entsprechenden Verbote und Gesetzte zu umgehen und Kryptowährungen weiter im Ausland zu handeln. Gemäß dem Wall Street Journal wurden im letzten Jahr von chinesischen Investoren innerhalb eines Monats Krypto-Assets im Wert von über 90 Milliarden US-Dollar auf der Binance-Krypto-Börse gehandelt. Zusätzlich finden trotz des Kryptoverbots immer noch über 20 Prozent des weltweiten Bitcoin-Minings in China statt. Wie BTC-ECHO außerdem erklärt, nahm das Interesse an Kryptowährungen in der chinesischen Bevölkerung zuletzt wieder zu. Kein Wunder, bedenkt man die Entwicklung, die der Bitcoin im bisherigen Jahresverlauf zurückgelegt hat. Seit Jahresbeginn stieg der Bitcoinpreis um über 50 Prozent auf rund 63.065 US-Dollar an (Stand 06.05.2024).

Warnungen bleiben bestehen

Weiter hat die staatliche Zeitung Jingji Ribao vor einigen Wochen vor den Risiken einer Investition in Kryptowährungen gewarnt. Trotz des jüngsten Anstiegs des Bitcoinpreises sollten Anleger sich nicht täuschen lassen. Die zugrunde liegenden Risiken der volatilen Kryptowährung bestehen weiterhin, weshalb Investoren "vorsichtig bleiben" sollten. Doch dies war nicht die erste Warnung seitens chinesischer Staatsmedien. Bereits vor zwei Jahren wurde von der selben Quelle darauf hingewiesen, dass der Bitcoinpreis bald wieder auf seinen "ursprünglichen Wert" von null zurückfallen könnte.

Bitcoin- und Ether-ETFs feiern Debüt in Hongkong

Nun könnte der chinesischen Krypto-Szene jedoch eine Wende bevorstehen. Am vergangenen Dienstag brachte Hongkong sechs börsengehandelte Spot-Bitcoin- und Ether-Fonds auf den Markt und wurde damit der erste Standort in Asien, der Privatanlegern die Möglichkeit bietet, diese Kryptowährungen zu handeln, berichtet CNBC. Die Kryptowährungs-ETFs wurden von drei chinesischen Unternehmen - China Asset Management, Bosera Asset Management und Harvest Global Investments - an der Börse in Hongkong aufgelegt. Die Securities and Futures Commission (SFC) von Hongkong hat vor zwei Wochen die drei ETF-Anbieter zugelassen. Damit zählt Hongkong nun zu den ersten Standorten weltweit, die die Zulassung eines Ether-ETFs ermöglicht haben. Im Januar genehmigte die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission Änderungen, um die Einführung von Bitcoin-ETFs in den USA zu erleichtern. Bisher hat sie jedoch noch keinen Ether-ETF genehmigt.

Obwohl das Interesse und die Erwartungen groß waren, erreichte das gesamte Handelsvolumen der sechs Hongkonger Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs zum Handelsschluss des ersten Tages jedoch lediglich etwa 12 Millionen US-Dollar, berichtet Blocktrainer. Dies stellt im Vergleich zum Handelsstart in den USA am 11. Januar dieses Jahres lediglich einen Bruchteil des Handelsvolumens dar und lässt den Start der Hongkonger Bitcoin- und Ethereum-ETFs in Bezug auf das Handelsvolumen als vergleichsweise bescheiden erscheinen.

"BlackRock ist eher auf dem westlichen Markt bekannt. Aber wir sind auf dem lokalen Markt, in Asien, in China und auch in den orientalischen Ländern bekannter. Ich denke, dass wir einige Zeit brauchen, um das riesige Potenzial zu erschließen, weil viele Investoren noch abwartend sind. Ich erwarte einen langsamen Start für das anfängliche Wachstum an Anlagevolumen der Produkte. Im Laufe der Zeit werden wir jedoch die besonderen Eigenschaften und Stärken unserer Produkte demonstrieren und die enorme Nachfrage wird sich entfalten", erklärte Tongli Han, CEO von Harvest Global Investment, am Tag der Eröffnung laut Blocktrainer.

Auswirkung auf chinesischen Kryptomarkt

Nach einem eher zurückhaltenden Beginn der Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs in Hongkong wird nun der Fokus auf zukünftige Strategien und mögliche Anpassungen gerichtet sein, um das Interesse und damit verbundene Investitionen zu steigern.

Außerdem erklärt CNBC, dass dies ein bedeutender Schritt für den Markt in Hongkong gewesen sei. "Hier geht es um ein größeres Spiel: Mit der Einführung dieser neuen ETFs ist Hongkong Singapur und Dubai einen Schritt voraus, die ebenfalls versuchen, sich als regulierte Drehscheiben für digitale Vermögenswerte zu etablieren", sagt Antoni Trenchev, Mitbegründer der Krypto-Börse Nexo. "[…] Der First-Mover-Vorteil ist alles in diesem Spiel."

Trenchev äußerte gegenüber CNBC außerdem die Vermutung, dass Japan, Singapur und Südkorea voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren ähnliche Produkte zulassen werden.

Gegenüber DeCrypt erklärt zudem OSL-CEO Patrick Pan, er sei der Ansicht, dass die ETFs möglicherweise zu einer Welle fortschrittlicherer Regulierungen in China führen könnten, die das Potenzial habe, sich auf die gesamte Region auszubreiten. "[Es] wird wahrscheinlich einen Präzedenzfall für andere Finanzmärkte in Asien schaffen", so Pan. "Für China festigt diese Entwicklung in Hongkong Hongkongs Stellung als einzigartiges Finanzzentrum für Innovationen und könnte künftige regulatorische Überlegungen und die Marktoffenheit gegenüber Krypto beeinflussen, was möglicherweise zu fortschrittlicheren Richtlinien im Einklang mit globalen Standards führt."

Und auch Thomas Zhu, Leiter für digitale Vermögenswerte bei ChinaAMC (HK) und Leiter des Family-Office-Geschäfts, erklärt gegenüber DeCrypt, dass die Zulassung von Spot-ETFs mit Blick auf den gesamten Kontinent als Katalysator für die regulatorische Entwicklung dienen könnten. "Es könnte die Regulierungsbehörden dazu veranlassen, ihre eigenen Rahmenbedingungen für die Aufnahme solcher Produkte zu beschleunigen, was zu einer breiteren Akzeptanz und tieferen Integration der Kryptowährung in die asiatische Finanzlandschaft führen könnte und möglicherweise die Voraussetzungen für eine neue Ära des Handels mit digitalen Vermögenswerten und Investitionen in der Region schaffen", so Zhu.

Wie sich die Zulassung der Krypto-ETFs tatsächlich auf den asiatischen Markt auswirken wird, bleibt abzuwarten.

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