DIE „GENERATION MITTE“ IST üBERRASCHEND ZUFRIEDEN

Düsseldorf. Kriege und Krisen scheinen sich auf das Lebensgefühl vieler Menschen im mittleren Alter nicht auszuwirken. Eine Mehrheit glaubt, dass auch die Zukunft gut werden kann. Wenig Vertrauen haben viele aber in die Politik und die EU.

75 Prozent der Menschen zwischen 30 und 59 Jahren sind der Auffassung, dass wir in besonders unsicheren Zeiten leben. Zugleich ist die Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation im Vergleich zu vor zehn Jahren gestiegen. Und auch die Angst vor sozialem Abstieg ist kleiner geworden: Machte sich 2022 noch ein Viertel der Befragten große Sorgen dazu, teilen diese Befürchtung aktuell nur 16 Prozent. Das geht aus einer neuen Studie zur „Generation Mitte“ hervor, die Allensbach im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt hat. „Wir sind überrascht, wie stabil und krisenfest die mittlere Generation ist“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.

Aus Sicht von Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher zeige die allgemeine Verunsicherung, dass die Politik so viel Berechenbarkeit wie möglich herstellen sollte. Vor allem Menschen in Ostdeutschland und solche mit einem niedrigen sozioökonomischen Status beklagen eine mangelnde Planungssicherheit. Dennoch bejaht insgesamt fast jeder zweite Befragte die Aussage: „Bei uns wird zu viel gejammert. Uns geht es doch eigentlich ganz gut.“ Viele trage der Glaube daran, dass sich die eigene Zukunft eher positiv entwickeln werde, sagt Köcher. Zwar nehme die mittlere Generation die enormen Turbulenzen wahr und zeige wenig Vertrauen in die Politik, grundsätzlich halte sie die Herausforderungen aber für bewältigbar. Fast Zweidrittel glauben, dass das Land eine gute Zukunft hat – wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen würden.

Gefragt nach konkreten Schritten sind fast vier von fünf Befragten der Auffassung, dass Pflegeberufe attraktiver gemacht werden müssten – auch wenn sich hier zumindest bei den Gehältern in den vergangenen Jahren schon einiges bewegt hat. Mehr als Dreiviertel halten ein verbessertes Bildungssystem für entscheidend. Jeweils über 60 Prozent geben an, es sei ihnen wichtig, dass die Zuwanderung begrenzt werde und dass die Gesellschaft zusammenrückt. Die Demokratie im Land betrachtet die Mehrheit aber als stabil: 55 Prozent hält das Risiko, dass das System in Gefahr gerät, für eher gering oder sehr gering.

Mehr Sorge bereitet den meisten Menschen die Spaltung der Gesellschaft. Die Polarisierung beunruhigt mehr als Zweidrittel stark oder sogar sehr stark. Insgesamt sagen mehr als 70 Prozent, dass man für die Demokratie Haltung zeigen sollte. In Ostdeutschland fällt dieser Wert mit 59 Prozent allerdings signifikant geringer aus. Fast jeder Zweite sagt, es brauche tiefgreifende Reformen. 45 Prozent wünschen sich mehr Tempo bei Veränderungen in der Bundesrepublik.

Skeptisch zeigt sich eine knappe Mehrheit der Befragten derweil gegenüber der europäischen Idee. So verneinen 54 Prozent die Aussage, dass Europa unsere Zukunft sei. Gerade einmal jeder Dritte ist optimistisch, was die Zukunft der EU angeht. „Wenn nur 18 Prozent der mittleren Generation es für richtig halten, für die EU einzutreten, signalisiert dies keine grundsätzliche Ablehnung, aber durchaus eine gewisse Distanz“, bilanziert auch Köcher.

Die GDV sieht in der „Generation Mitte“ die Leistungsträger der Gesellschaft: Mit mehr als 35 Millionen Menschen stelle die Gruppe der 30- bis 59-Jährigen 70 Prozent der Erwerbstätigen und erwirtschafte über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Für die repräsentative Untersuchung wurden im Frühjahr 2024 mehr als 1000 Personen befragt.

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