CHEFWECHSEL: WER HEIDELBERGER DRUCK JETZT AUS DER KRISE FüHREN SOLL

Ausgedruckt: Beim angeschlagenen Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck räumt der bisherige CEO Ludwin Monz vorzeitig den Chefposten. Ein sanierungserprobter Industriemanager übernimmt.

Die mehr als 170 Jahre alte Heidelberger Druckmaschinen AG ist eine Ikone des Maschinenbaus und gilt als weltweit größter Hersteller professioneller Druckmaschinen. Im Spitzenjahr 2000 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro. Doch seither geht es bergab. Zuletzt lag der Jahresumsatz bei 2,4 Milliarden Euro – und die Aktie des börsennotieren Konzerns bewegte sich auf Pennystock-Niveau. Wenige Wochen vor dem Start der wichtigen Branchenmesse Drupa soll nun ein Chefwechsel dabei helfen, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. 

„Mit Wirkung ab dem 1. Juli 2024 für die Dauer von drei Jahren wurde Jürgen Otto zum Vorsitzenden des Vorstands (CEO) der Heidelberger Druckmaschinen AG bestellt“, heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung. Neben Otto soll Anfang Juli zudem David Schmedding in den Vorstand einziehen und dort die Bereiche Vertrieb und Service verantworten.

Der bisherige Heidelberger-Druck-Chef, Ludwin Monz, werde sein Amt Ende Juni 2024 niederlegen und aus dem Vorstand ausscheiden. Offiziell geschieht dies „auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat“, wie es in der Mitteilung heißt.

Kurztrip zu S.Oliver

Hinter den Kulissen war zuletzt dagegen von internen Konflikten die Rede, unter anderem soll es dabei um ein von Monz forciertes „Wertsteigerungsprogramm“ gegangen sein. Ob und in welcher Form Monz‘ Nachfolger Jürgen Otto das Programm weiterführt, wird sich zeigen. 

Der in Würzburg geborene Manager verfügt über reichlich Krisenerfahrung. Im August 2021 übernahm Otto die Leitung des angeschlagenen Bocholter Autozulieferers Borgers. Die Talfahrt des Traditionsunternehmens, das Verkleidungen, Dämpfungen und Isolationen produziert, konnte er trotz zahlreicher Umstrukturierungen allerdings nicht aufhalten. Im Oktober 2022 musste Borgers Insolvenz anmelden, konnte aber rasch an den Schweizer Konkurrenten Autoneum verkauft werden. 

Jürgen Otto wurde Anfang 2023 derweil Chef des Modeunternehmens S.Oliver. Er verhandelte mit den Banken, strich Stellen, stellte die Logistik neu auf – und verließ das Unternehmen schon nach etwas mehr als einem Jahr als CEO wieder. Künftig werde er sich wieder „seinen Kernbranchen“ widmen, sagte Otto damals dem „Handelsblatt“. Vor seinem Engagement bei S.Oliver und Borgers war der Manager CEO beim Elektronikspezialisten Dräxlmaier. Dort strukturierte er das Unternehmen neu und verließ es nach anderthalb Jahren wieder. 

Deutlich länger war er beim Autozulieferer Brose im Einsatz, wo Otto 1990 als Logistikplaner begann. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem als Werkleiter und als Leiter des Geschäftsbereichs Sitzsysteme, übernahm er Anfang 2006 den Posten des Vorstandschefs, führte das Unternehmen über ein Jahrzehnt und konnte den Umsatz in dieser Zeit mehr als verdoppeln. 

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