BIONTECH MACHT MILLIONENVERLUST: PHARMAKONZERN BRAUCHT NEUE MEDIKAMENTE

Der Corona-Impfstoffhersteller Biontech schreibt Verluste. Retten sollen das Geschäft neue Medikamente. Bis sie auf den Markt kommen, dauert es noch.

Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech, das vor allem durch seinen Coronaimpfstoff Comirnaty bekannt geworden ist, macht im ersten Quartal des Jahres mehr als 300 Millionen Euro Verlust. Der Umsatz liegt bei 187,6 Millionen Euro und damit bei gerade mal etwas mehr als einem Siebtel des Umsatzes des schon schwachen Vorjahresquartals 2023.

Mit dem gemeinsam mit Pfizer entwickelten Corona-Impfstoff machten die Mainzer 2021 noch knapp 19 Milliarden Euro Umsatz und mehr als zehn Milliarden Euro Gewinn. Seit die Pandemie abflaut und sich dementsprechend deutlich weniger Menschen impfen lassen, ist der Impfstoff immer weniger gefragt.

Für Biontech ist das fatal: Der Impfstoff ist bisher das einzige Medikament, das Biontech auf dem Markt hat und mit dem es Einnahmen generieren kann. Biontech rechnet derzeit mit einem Gesamtumsatz zwischen 2,5 und 3,1 Milliarden Euro für 2024. Schon im vergangenen Jahr musste das Pharmaunternehmen seinen Umsatzausblick von fünf auf vier Milliarden Euro senken – tat dies aber erst im November.

„Wir gehen davon aus, dass wir etwa 90 Prozent unserer Gesamtjahresumsätze in den letzten Monaten des Jahres 2024 erzielen werden, vornehmlich im vierten Quartal 2024“, sagte Jens Holstein, Finanzvorstand von Biontech.

Diese Planung scheint ambitioniert: 2023 hatten die Umsätze im vierten Quartal nicht einmal 40 Prozent am Gesamtumsatz ausgemacht, 2022 waren es mit knapp 25 Prozent noch weniger. Selbst das gesamte zweite Halbjahr 2023 machte zusammengenommen gerade einmal 62,2 Prozent der Gesamtumsätze aus. In den vergangenen beiden Jahren erreichte Biontech schon im ersten Quartal je ein Drittel des Gesamtumsatzes.

Coronaimpfstoff bleibt als Geldbringer

Die Umsätze im ersten Quartal spiegelten die saisonale Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen wider, sagte von Biontechs Finanzchef Holstein. Doch gerade das erste Quartal ist außer dem letzten Quartal dasjenige, in dem saisonal gesehen am meisten im Corona-Impfstoffgeschäft passieren müsste – mehr zumindest als in den warmen Sommermonaten.

Der Coronaimpfstoff bleibt als Geldbringer für das Unternehmen weiter wichtig, auch wenn der Fokus in der Forschung und Entwicklung mittlerweile wieder auf den Krebsmedikamenten liegt. Bis zu 2,6 Milliarden Euro will Biontech 2024 für Forschung und Entwicklung ausgeben, 2023 waren es knapp 1,8 Milliarden Euro.

„Im weiteren Jahresverlauf wollen wir die Entwicklung und Vermarktung eines variantenangepassten Covid-19-Impfstoffs vorantreiben, ebenso wie die klinische Entwicklung unserer Onkologie-Pipeline“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin.

Teure Forschung an Krebsmedikamenten

So solle Biontech laut Sahin ein „kommerziell operierendes Unternehmen mit Arzneimitteln gegen Krebs und Infektionskrankheiten werden“. Durch die Einnahmen mit dem Coronaimpfstoff steht Biontech finanziell besser da als vor der Pandemie – und auch besser als andere Biotech-Unternehmen in ähnlichen Entwicklungsphasen.

Biontech sieht sich in einer „soliden finanziellen Position“ mit 16,9 Milliarden Euro an Zahlungsmitteln, Zahlungsmitteläquivalenten und gehaltenen Wertpapieren, um weiter in die Forschung und Entwicklung zu investieren und Krebsmedikamente zur Marktreife zu entwickeln.

Zuletzt hatte Biontech seine zweite Phase-3-Studie mit einem Brustkrebsmedikament gestartet. Bevor ein Medikament auf den Markt kommen kann, müssen normalerweise drei solcher klinischen Studienphasen durchlaufen werden. Je später die Studie und je mehr Patienten eingeschlossen sind, desto höher sind die Kosten.

Bis zum Ende des Jahres will das Unternehmen zehn oder mehr potenziell zulassungsrelevante Studien in der Pipeline haben, dabei sieht es sich auf „einem guten Weg“. 2026 will Biontech das erste Krebsmedikament auf den Markt bringen. (HB)

2024-05-06T13:12:44Z dg43tfdfdgfd